Verschworene Klanggemeinschaft (Jörg Meyer in den Kieler Nachrichten vom 30.05.2013)
Das Quartett Komplett feierte im ausverkauften Schauspielhaus bejubelte "25 Jahre Frack"
"Ich hab' für Mitternacht ein Feuerwerk bestellt", heißt es im eleganten Couplet "Ich bin nur wegen dir hier", mit dem das Quartett Komplett seine Rück- vor allem aber auch Vorschau auf "25 Jahre Frack" einleitet. Denn ein solches wird folgen in den kommenden zweieinhalb Stunden im ausverkauften Schauspielhaus, wo Tim Krutein (Tenor), Peter Horns (Lead), Carsten Haack (Bariton) und Matthias "Buschi" Busch (Bass) sich und ihr begeistertes Publikum zu einer verschworenen Klanggemeinschaft zusammenschweißen.
Eine gewisse Steifheit der vier Fräcke zu Beginn, die man ihnen aber auch als Eleganz gesetzter Herren auslegen kann, ist schon im zweiten Stück überwunden, wenn Schuberts Forelle am Haken manch anderer Tonangler wie Mozart, Weber, Liszt oder sogar Vico Torriani fröhlichst zappelt. Nach den Frackschößen bekommt hier der Schalk im Nacken der Vier seinen ersten großen Auftritt - weitere folgen auf dem Fuße. Denn "ein bisschen Leichtsinn kann nicht schaden", wussten schon die Comedian Harmonists, in vielem Vorbild fürs Quarettt Komplett - auch wenn der Schalk mal Pause hat und dafür mit einem "kleinen bisschen Glück" aufwartet. Bezaubernd, wie der Scherz darin zu Herzen geht, und Beweis dafür, mit welcher Inbrunst die komödiantischen Harmonisten singen können.
Nämlich auch ein kleines bisschen Melancholie kann nicht schaden, wenn sich das Quartett mit Gordon Lightfoot wünscht, If I could read my mind, love und sich damit genauso wie mit einem nicht nur stimmlich einfühlsamen Viva la vida von Coldplay, Didos Life for rent oder Beatles' madrigalisch flatterndem Blackbird in die Herzen des Publikums singt. Den hier warmen, bald tosenden Baifall verdienen sie sich auch mit Das ham' wir uns verdient der Fantastischen Vier, die sie als Rapper nicht minder trefflich mimen. Und bei einer Einladung zum Mitsingen bei Freddy Quinns Heimweh. Nach einem urkomischen Ausflug zu den Ureinwohnern des Dschungelbuchs, wo "Buschi" in der Rolle des Tanzbären glänzen darf, die übrigen als Affenhorde, brennt hier "heiß der Wüstensand" und glühen die Stimmen des zum Chor vereinten Auditoriums im Refrain. "So schön, schön war die Zeit" auch in der zweiten Hälfte, wo man sich über ein als "Kaulquappensocke" herrlich falsch übersetztes Guantanamera vor Lachen auf die Rockschöße schlagen darf.
Das Quartett ist komplett - mit seinem Publikum, das nun kaum noch zu halten ist bei Manu Chaos reggaendem King of Bongo, musikantenstadelndem Herzilein und - die Krönung! - dem Roland-Kaiser-Medley. Tim als öliger Schlagerkönig ist darin unübertroffen, wenn er mit bebender Stimme knödelt: "Du hast ein Feuer in mir entfacht..." Zwar nur unglaublich blöder Schlagertext - aber irgendwie doch sehr wahr. Denn jetzt steht das Publikum in Flammen und fordert nach solchem, "nach dem nichts mehr kommen kann", nicht weniger als vier Zugaben. Und bei deren dritter stimmt es im Chor geradezu hymnisch ein: "Er gehört zu mir..." - wie das Quartett Komplett zu uns und wir seit 25 Jahren zu ihm.